Der RMV glänzt ja normalerweise nicht gerade mit Kundenfreundlichkeit – in der Regel ärgert man sich eigentlich nur über abgewrackte S-Bahnen, Unpünktlichkeit oder unverschämte Preiserhöhungen. Jeder kennt auch diese Situation: gerade kommt die Bahn, man muss aber noch schnell ein Ticket kaufen. Kaum ist das Ticket aus dem Automaten, ist die Bahn schon weg. Außerdem aus meiner Sicht ein absolutes Ärgernis: Automaten nehmen nur 5 oder 10 EUR Scheine an, manche sogar nur Münzen. Es gibt zwar auch die Alternative mit der Geldkarte, die muss man dann aber auch immer aufladen.
Seit geraumer Zeit gibt es eine weitere Möglichkeit, um an sein Ticket zu gelangen, und das sogar mobil. Mit dem RMV Handyticket lädt man sich einfach das Ticket auf sein Handy, gezahlt wird per Abbuchung. Auf dem Handy hat man dann einen QR-Code, der vom Schaffner ausgelesen werden kann.
Wie geht das ganze nun von statten?
1. Unter RMV.de überprüfen, ob das eigene Handy für die Anwendung geeignet ist
2. Account auf rmv.de anlegen und Bankverbindung hinterlassen
3. Man erhält eine SMS auf das eigene Handy mit dem Download-Link für die Handyticket-Anwendung (Java-Anwendung)
4. Einmalig muss eine Pin angelegt werden, um den Account, den man unter RMV.de angelegt hat mit dem Handy zu matchen
5. Man kann sogenannte Lieblingsverbindungen anlegen, quasi die Verbindungen, die man meistens nutzt. Für diese Verbindungen kann man dann sehr schnell ein Ticket runterladen
6. Anwendung auf dem Mobiltelefon starten und Ticket kaufen
Man sieht: die Anwendung ist sicher noch nicht für jedermann geeignet, da das initiale Setup doch recht komplex ist. Wobei man sagen muss, dass der RMV die Prozesse recht sauber und minimal kompliziert aufgesetzt hat. Einzig bei der Eingabe der Matching-Pin hatte ich einige Schwierigkeiten, dies kann aber auch an der Software meines Handys liegen (SE W800i).
Wenn diese Einstiegshürden überwunden sind geht der Ticketkauf aber viel schneller und komfortabler als am Automat, zumal man nicht ständig unter Zwang steht, Kleingeld in der Tasche zu haben. Außerdem kann man eben auch noch mal in eine Bahn springen und dann das Ticket im Zug kaufen – sehr geil (Hinweis: Ticket im Zug kaufen natürlich immer auf eigene Gefahr, denn laut AGB muss dass Ticket vor Fahrtantritt erworben werden).
ein weiterer Vorteil ist in der Abrechnung zu sehen: wenn man Tickets z.B. Steuerlich nutzen kann, dann hat man nicht hunderte von kleinen Tickets abzuheften sondern kann bequem per Sammeldownload alle Tickets im Web als Rechnung runterladen und auf Din A4 ausdrucken – sehr praktisch.
Der einzige Wehrmutstropfen der Sache ist vielleicht, dass man für die notwendige Internetverbindung unter Umständen extra Kosten zu zahlen hat, sofern man keine Flatrate hat. Mein Vorschlag an den RMV: bei Kauf eines Handytickets erhält man einen Rabatt, der den durchschnittlichen Verbindungskosten entspricht, dann wäre das System perfekt und man würde zusätzliche Anreize für die Nutzung schaffen.
Zusätzlich bietet der RMV an den Haltestellen auch so genannte NFC-Spots (near field communication). Unterstützt das eigene Handy diese Technik, so berührt man damit einfach den Spot, woraufhin die Handyticket-Anwedung automatisch gestartet wird. Außerdem ist dann die Haltestelle, an der man sich befindet, bereits in der Anwendung als Startpunkt ausgewählt. Da mein Handy dies nicht unterstützt, konnte ich das ganze noch nicht testen. Klingt aber auf jeden Fall auch spannend. Eigentlich könnte man das ja auch mittels GPS realisieren, die Frage ist jetzt, ob es mehr mobile Endgeräte mit NFC oder GPS am Markt gibt.

Leider aknn man keine Sondertickets, z.B. Anschlußtickets kaufen. Für Dauerkarteninhaber, die die Zone verlassen, leider unbrauchbar